9 Wesentliche Einsatzkriterien

9.1 Fugenkonstruktionen und -dimensionierung

Um in Anschluss- und Bewegungsfugen einen spritzbaren Dichtstoff dauerhaft und funktionsgerecht einsetzen zu können, muss der Planer oder der ausführende Betrieb die später in den Fugen auftretende Bewegung im Vorfeld berechnen oder abschätzen können. Um dadurch die Zulässige Gesamtverformung (ZGV) des Dichtstoffs nicht zu überschreiten und Fugenschäden zu vermeiden.
Die erforderliche Fugenbreite wird bestimmt durch die temperatur- und witterungsbedingten Maßänderungen der Bauteile sowie durch die ZGV des eingesetzten Dichtstoffs.

Abbildung 16
Bauteilfuge


Prinzipskizze zur Fugendimensionierung

 
Tabelle 8: Fugenbreite bF im Verhältnis zur Dichtstofftiefe tD in Anlehnung an DIN 18540
bF 6 mm 10 mm 15 mm 20 mm 25 mm 30 mm
tD 6 mm 8 mm 10 mm 12 mm 15 mm 15 mm





Das Verhältnis zwischen der Breite des Dichtstoffs in der Fuge (bF) und der Tiefe des Dichtstoffs (tD) ist in Tabelle 8 dargestellt.
Abbildung 17
Anschlussfuge


Wichtiger Hinweis:
Bei geringen Fugenbreiten von ≤ 4 mm kann durch Einlegen eines Vorlegebandes in den Fugengrund eine Dreiflankenhaftung vermieden und die erforderliche Fugengeometrie sichergestellt werden.

9.2 Verträglichkeit mit angrenzenden Baustoffen

Aufgrund der Vielfalt der Baustoffe ist die Kenntnis über die Baustoffverträglichkeit der verschiedenen Abdichtungssysteme von besonderer Bedeutung, da eine umfassende Beschreibung in einem Technischen Datenblatt nicht gegeben werden kann.

Die Tabelle 9 soll daher einen Überblick verschaffen, welche Dichtstoffe und Fugenband-Systeme üblicherweise auf den einzelnen Untergründen einsetzbar sind.

Wichtiger Hinweis
Die Tabelle dient als unverbindliche Orientierungshilfe. Aufgrund der Vielfalt der angebotenen Baustoffe und spritzbaren Dichtstoffe, insbesondere bedingt durch die sich ständig ändernden Rezepturen, bedarf es im konkreten Einzelfall immer einer Abstimmung mit dem Dichtstoffanbieter.

Durch die unterschiedlichen Rezepturen einerseits und der Untergrundvoraussetzungen andererseits, kann sie allerdings nur als Leitfaden dienen.

Ist in der Tabelle jedoch ein Minuszeichen angegeben, kann davon ausgegangen werden, dass ein Einsatz zu Problemen in der Praxis führt.
Unabhängig von der Verträglichkeit zum jeweiligen Baustoff ist zusätzlich die Haftung des Abdichtungsmaterials zu prüfen bzw. mittels einer Haftungstabelle beim Hersteller zu erfragen.

Tabelle 9: Verträglichkeit der verschiedenen Abdichtungsmaterialien zu angrenzenden Baustoffen
  Silikon sauer Silikon neutral Polyurethan Acrylat-Dispersion Hybrid-Polymer
Acrylglas  E  E  +  E  E
Aluminium blank  -  +  +  + E  +
Aluminium eloxiert  -  +  +  E  +
Aluminium pulverbesch.  -  +  +  +  +
Beton  -  +  +  +  +
Faserzement  -  +  +  +  +
Glas  +  +  -  -  E
Hart-PVC  -  +  +  +  +
Holz beschichtet  -  +  +  E  E
Isolierglas-Randverbund  -  E  +  -  E
Kalksandstein  -  +  +  +  +
Klinker  -  +  +  -  +
Kupfer  -  +  +  -  +
Messing  -  +  +  -  +
Naturstein  -  E  +  E  E
Porenbeton  -  +  +  +  +
Putz  -  +  +  +  +
Selbstreinigendes Glas  -  -  -  -  E
Stahl, nichtrostend  -  +  +  +  +
Stahl, verzinkt  -  +  +  -  +
Stahl, pulverbeschichtet  -  +  +  +  +
Stahl, nassbeschichtet  -  +  +  +  +
Trockenbau-Elemente  -  E  +  E  +
Ziegelstein  -  +  +  +  +

+ = Einsatz möglich
Die Verträglichkeit beinhaltet keine Aussagen zur einwandfreien Haftung auf dem jeweiligen Untergrund.
Haftungstabelle des Herstellers beachten
- = Einsatz nicht empfohlen
E = Eignung vom Hersteller bestätigen lassen


9.3.2 Verträglichkeit mit Isolierglas-Randverbund und anderen Kontaktmaterialien im Randverbund

Die Prüfung auf Verträglichkeit von spritzbaren Dichtstoffen erfolgt nach Regelwerken:

ift-Richtlinie DI – 02/1
- Verwendbarkeit von spritzbaren Dichtstoffen
Teil 1: Prüfung von Materialien in Kontakt mit dem Isolierglas-Randverbund

ift-Richtlinie DI – 02/2
- Verwendbarkeit von spritzbaren Dichtstoffen
Teil 2: Prüfung von Materialien in Kontakt mit der Kante von Verbund- und Verbundsicherheitsglas

Aufgrund der Vielfalt der Kontaktmaterialien einerseits und verschiedener Rezepturen der Dichtstoff-Systeme andererseits wird eine Abstimmung mit dem Dichtstoff-Hersteller empfohlen.

Herausgeber:
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