6 Auswahl der Dichtstoffe

6.1 Anforderungen an spritzbare Dichtstoff


Tabelle 6: Anforderungen an spritzbare Dichtstoffe
Zeile Eigenschaft Anforderung Prüfung
1. Volumenänderung ≤10 % DIN EN ISO 10563
2. Standvermögen ≤ 3 mm DIN EN ISO 7390 U 20
3. Rückstellvermögen ≥ 70 % DIN EN ISO 7389
Verfahren B
mit 60 % Dehnung
4. Haft-/Dehnverhalten [1]  kein Versagen DIN EN ISO 10590
Verfahren B
mit 60 % Dehnung
kein Versagen DIN EN ISO 8340
Verfahren B
mit 60 % Dehnung
≤ 0,4 N/mm² (LM)
> 0,4 N/mm² (HM)
DIN EN ISO 8339
Verfahren B
mit 100 % Dehnung
5. Fungizide Wirkung Wachstumsstärke ≤ 1 In Anlehnung an
DIN EN ISO 846[2]
Verfahren B
6. Abriebfestigkeit/Schlierenbildung   ift - Prüfmethode
7. Elastisches Verhalten Elastisch Gemäß DIN EN ISO 11600
8. Zulässige Gesamtverformung
(Bewegungsvermögen)
 Mindestens 20 %  
9. Anstrichverträglichkeit   DIN 52452-4
Prüfmethodik A1 und A2
10. Verträglichkeit mit anderen
Baustoffen
  DIN 52452-1

[1] Probekörper aus Glas

[2] Zur Prüfung wird eine 2 mm dicke Folie hergestellt. Diese lagert 4 Wochen im Normalklima 23/50. Danach werden Probekörper nach ISO 846 in einer Größe von 4x4 cm daraus geschnitten und diese wie folgt gelagert:
  • 4 Wochen in Wasser von Raumtemperatur
  • Menge: 100fache der Folienstücke
  • Austausch 1 x pro Woche
  • 1 Woche Normalklima 23/50
  • Danach erfolgt Prüfung wie in DIN EN ISO 846 B, Abs. 8.2.2 angegeben

Die Prüfungen 1–4 sind auch Bestandteil der DIN EN ISO 11600.

Weitere Prüfungen nach Vereinbarung bzw. entsprechend dem vorgesehenen Einsatz:

Tabelle 7: Zusatzanforderungen
Zeile Eigenschaft Prüfung
11. Verarbeitung DIN EN 8394-1 bzw. -2 mit 6 mm Düse
12. Verträglichkeit mit Reinigungsmitteln,
Körperpflegemitteln, Chlorwasser,
schwachen Säuren und Laugen
DIN 52452-2
13. Korrodierende Wirkung gegenüber
Metallen und/oder Kunststoffen
Prüfung ist zu vereinbaren

6.2 Fungizide und ihre Wirkungsweise

Fungizide dienen dem Schutz des Dichtstoffs gegen den Befall von Schimmelpilzen.
Sie dienen nicht dem Schutz der angrenzenden Bauteile und der Umgebung.

Mikrobiozide sind Stoffe, die Mikroorganismen abtöten. Dabei unterscheidet man:
Fungizide wirken gegen Schimmelpilze
Bakterizide wirken gegen Bakterien
Algizide wirken gegen Algen

Auch durch physikalische Umweltfaktoren, wie Hitze und UV-Strahlen, können Schimmelpilze beeinträchtigt werden.
Mikrobiozide kommen einerseits in der Natur vor und werden andererseits künstlich hergestellt. Darüber hinaus bedient sich die Natur einer Reihe von chemischen Mikrobioziden, um Tiere und Pflanzen vor dem Befall durch Schimmelpilze zu schützen. Für den Fortbestand des Lebens von Tieren und Pflanzen sind diese Mikrobiozide unabdingbar.

So müssen auch viele Baustoffe gegen Schimmelpilzbefall geschützt werden. Gleiches gilt für Dichtstoffe in vielen Anwendungen.

Fungizide sind Wirkstoffe gegen den Schimmelpilzbefall. Sie werden den Dichtstoffen in geringen Mengen beigefügt. Dabei unterscheidet man zwischen einer Filmkonservierung des applizierten Produktes und einer Topfkonservierung, wie z. B. Mikrobiozide zur Verbesserung der Haltbarkeit von Dispersions-Acryl-Dichtstoffen während der Lagerung des Produktes. Im Folgenden werden nur Filmkonservierungsmittel behandelt.

Zum Schutz von ausgehärteten Dichtstoffen gegen den Befall durch Schimmelpilze sind Fungizide nur schwach wasserlöslich. Damit können sie genau im Grenzbereich der Dichtstoff-Oberfläche ihre volle Wirksamkeit entfalten. Wird die Fuge übermäßig stark durch Wasser beansprucht, z. B. in einer dauernd genutzten öffentlichen Dusche oder im Unterwasserbereich, kann die Wirkung der Fungizide schnell nachlassen. Die Dauer der Wirksamkeit von Fungiziden wird u. a. durch die Wasserbelastung des Dichtstoffs und durch die Intensität des Schimmelbefalls bestimmt.

Verschiedene Fungizide haben ein unterschiedliches Wirkungsspektrum, d. h. sie sind gegen eine bestimmte Bandbreite von Schimmelpilzarten wirksam.

Für Menschen besteht durch die in Dichtstoffen zugegebenen Fungizide keine Gefahr, da diese in aller Regel äußerst geringe Wasserlöslichkeit sowie sehr geringen Dampfdruck aufweisen und damit weder an die Luft noch an das Wasser in nennenswerten Konzentrationen abgegeben werden.

6.3 Dichtstoffe auf Dispersionsbasis

Die DIN EN 15651-3 klassifiziert auch Dispersionsdichtstoffe auf Wasserbasis (pigmentiert und unpigmentiert) für den Einsatz in Sanitär- und Feuchträumen und stellt entsprechend Leistungsanforderungen.

Die Verwendung dieses Dichtstofftyps wird vor allem aufgrund des hohen Volumenschwundes dieser Dichtstoffe vom IVD ausdrücklich nicht empfohlen.

Herausgeber:
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