7 Fensterverglasung mit klassischem Leinölkitt bzw. vergütetem Kitt auf Ölbasis
7.1 Glasfalz
Gemäß DIN 18545 müssen bei Verglasungen mit freier Dichtstofffase (Va1) die Vorrichtungen für das Anbringen der Befestigungsmittel, z. B. Löcher für Klipse oder Stifte, einen Abstand von den Ecken von 5 cm bis 10 cm haben. Ihr Abstand untereinander sollte 35 cm nicht überschreiten. Die zur Befestigung der Verglasungseinheiten geeigneten Befestigungsmittel sind so anzubringen, dass sie von dem Dichtstoff um mindestens 2 mm überdeckt werden. Glasfalze müssen so ausgebildet sein, dass die fachgerechte Klotzung der Verglasungseinheiten möglich ist. Es gelten die Klotzungsregeln nach DIN EN 12488und TR 3.
7.2 Vorbereitung Substrat
Das Substrat muss mit Grund- und Zwischenanstrich, entsprechend BFS MB 18 beschich-tet werden. Dabei sind die Herstellerangaben zu beachten. Das Substrat darf kein Leinöl aus dem Kitt aufnehmen können. Die Holzfeuchte muss beachtet werden. Die Feuchtigkeit muss in Bereich 13±2 % liegen. Verzinkte Metalle eignen sich nicht als Substrat.Weitere Anforderungen, die nicht aufgeführt sind, müssen den Angaben des Dichtstoffherstellers entsprechend beachtet werden. Werden vom Dichtstoffhersteller die Verwendung eines Reinigers, Haftreinigers, Primers und/oder Sperrgrundes für das vorgesehene Verglasungssystem vorgeschrieben, darf nur das vorgeschriebene Erzeugnis verwendet werden. Verarbeitungshinweise sind zu beachten.
Hilfsstoffe für Verglasungen müssen mit den bestimmungsgemäß in Berührung kommenden Stoffen verträglich sein.
Die Klotzung sowie die mechanische Sicherung (Stift, Klammer) der Glasscheibe sind zu beachten.
7.3 Hinweise bei evtl. Separation von Leinöl aus dem Kitt
Offene Gebinde sind abzudecken um einen direkten Luftkontakt und eine Separation von Leinöl aus dem Kitt zu vermeiden.7.4 Klimabeanspruchung bei Kittfasen
Bei der Arbeitsfolge ist der Sonnenverlauf und die Intensität zu berücksichtigen.Gemäßigt: Üblicherweise an Nordseiten von Gebäuden (NW bis NO).
Streng: Üblicherweise an Ostseiten von Gebäuden (NO bis SO).
Extrem: Üblicherweise an Süd-, Südwest- und Westseiten von Gebäuden (SO bis NW).
Je stärker die Temperaturbelastung ist, desto weicher und klebriger ist der Kitt in der Verarbeitung. Das Verarbeiten des Kitts bei sehr hohen Temperaturen von über 30°C ist zu vermeiden um eine Separation des Öls zu verhindern. Die Schnelligkeit der Trocknung des Kitts ist abhängig von der Temperatur. Herstellerhinweise sind zu beachten.
7.5 Wartung und Sanierung
Eine Wartungslackierung alle 1-2 Jahre bei Leinölfarben ist zu empfehlen. Dabeisind die Herstellerhinweise zu beachten.
Bei einer notwendigen Sanierung der Fenster/Fensterflügel ist die Werkstatt, als Ort der
Durchführung, die beste Wahl gegenüber der Sanierung direkt an der Fassade. In einer
Werkstatt herrschen kontrollierbare Bedingungen. Witterungseinflüsse wie Regen oder hohe Temperaturen im Sommer auf der Süd-, Südwest- und Westseite können dabei vermieden werden.
7.6 Anwendung
Der Kitt ist vollsatt und blasenfrei mit einem poliertem Kittmesser oder mit einer Kittspritzpistole so einzubringen, dass Wasser ablaufen kann. Der Dichtstoff ist als gleichmäßige Fase auszubilden. Die Oberfläche muss mit einem polierten Kittmesser geglättet werden. Dieser Vorgang ist sehr wichtig für eine glatte Oberfläche und für eine gleichmäßige Hautbildung. Ungleichmäßige Hautoberflächen entstehen meist durch kleine Unterschiede in der Kittoberfläche. Die Dichtstofffase darf nicht über die Lichtkante vorstehen und muss an den Rahmenecken auf Gehrung abgestrichen sein.7.7 Überstreichen von Kitten
Je nach Herstellervorgabe ist der Kitt nach Aushärtung zu überstreichen.Üblicherweise erfolgt das Überstreichen der freien Kittfase sowie der raumseitigen Kittvorlage mit einer wetterfesten Farbe nach Vorgaben des Herstellers, frühestens nach ausreichender Hautbildung, spätestens nach 8 Wochen!
7.8 Hautbildung vor dem Überstreichen prüfen
Die Hautbildung ist eingetreten, sobald eine vollständig „trockene“ Oberfläche entstanden ist. Zur Prüfung der Hautbildung ist am besten mit einem Finger vorsichtig über die Oberfläche zu streichen. Dabei dürfen keine Streifen oder Abdrücke entstehen und die Oberfläche muss spürbar trocken sein. Sollten Streifen oder Abdrücke entstehen, ist es ein Zeichen für eine zu geringe Hautbildung und es wäre keine tragfähige Oberfläche für eine Beschichtung vorhanden. Bei einer ungenügenden Hautbildung würde sich noch Leinöl an der Oberfläche befinden, welches ein Trennmittel für eine Beschichtung darstellt. Eine Beschichtung kann auf einer öligen Oberfläche nicht haften.7.9 Farbanstrich/Lackierung
Die Eignung der Farbe/Lacke zum Überstreichen der Kittfase ist beim Farb-/Lack-Hersteller zu erfragen. Verarbeitungshinweise der Hersteller sind dabei zu berücksichtigen. Beim klassischen Leinölkitt wurde positive Erfahrung mit dem Alkydharz-System gemacht. Der Anstrich dient dem Kitt als Schutz vor Luftsauerstoff, um die Oxidation des Leinöls zu verzögern und daraus resultierend erhöht sich die Langlebigkeit der Kittfase. Daher sollte auch auf eine gleichmäßige Schichtstärke geachtet werden. Die Lackschicht muss sich auch auf die Glasfläche 1-2, neben der Kitttfase erstrecken, damit Regenwasser besser ablaufen kann und der Kitt vor Luftsauerstoff geschützt ist. Die Kittfase ist mit einem Zwischen- und Schlussanstrich zu beschichten - mit entsprechender Schichtdicke (siehe BFS MB 18). Kittfasen sind in den ersten Jahren druck- und stoßempfindlich.Weitere bzw. andere Anforderungen, die nicht aufgeführt sind, müssen den Angaben des Dichtstoffherstellers entsprechend beachtet werden.
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